Umzüge sind ein spannendes Thema. Zumal es bei den Umzugsunternehmen wie auch in jedem anderen Beruf viele Profis, aber auch zahlreiche Scharlatane gibt. Vor allem Menschen mit Geldnot, die zum allerersten Mal alleine einen Umzug stämmen oder sich erstmalig mit einem Umzugsunternehmen beschäftigen sind potenziell gefährdet auf das eine oder andere schwarze Schaf reinzufallen. Nicht etwa, weil der Betroffene blöd ist, sondern weil er verschiedene Anzeichen nicht zu deuten weiß.
Wie sieht die Betrugsmasche aus?
Nachdem alles für den Umzug geklärt ist und die Umzugshelfer alles in den Wagen gepackt haben, scheint alles wie geplant zu laufen. Man fährt zu der neuen Adresse und wartet auf die Ankunft der Umzugshelfer. Doch weder von den Mitarbeitern noch vom Umzugswagen ist etwas zu sehen. Merkwürdig, die müssten doch jeden Moment kommen. Zunächst denkt man sich nicht viel dabei und versucht sich zu beruhigen:
„Vielleicht ist gerade stockender Verkehr und sie kommen nicht durch.“ – „Vielleicht ist gerade der Wagen falsch abgebogen und muss eine Extra-Runde drehen.“ – „Womöglich haben Sie sich die falsche Adresse notiert und sind jetzt wo anders hingefahren.“
Geduldig wartet man und hofft, dass sie jedenMoment auftauchen. Doch der Wagen kommteinfach nicht. Man wird nervös und ruft beim Dienstleister an.
„Guten Tag, Meier hier. Ich stehe vor der neuen Adresse und warte auf Ihren Wagen. Wo sind Sie?“
Und dann wird es dreist: Die Mitarbeiter wollen mehr Geld. Eine beliebte aber gemeine Masche unter den Scharlatanen, die ganz plötzlich mit Extrakosten aufwarten. Hier wird die Mehrwertsteuer drauf geschlagen, hier kommt noch ein Stundenlohn pro Person drauf und natürlich wird noch mal ein Extrasatz berechnet, weil man noch einen anderen Raum ausräumen musste. Das Unternehmen droht zusätzlich meist damit, dass die Möbel einfach irgendwo anders abgestellt werden, es in einer Halle gelagert wird, bis der Rest bezahlt wird oder dass sie es weiter verkaufen, um ihr Geld zu bekommen.
In dieser Situation ist man als ahnungsloser Kunde völlig überfordert und zahlt den angegebenen Preis, um seine Möbel zu bekommen. Das ist nicht nur gemein, sondern kann die eine oder andere Familie sämtliche Ersparnisse kosten. Natürlich ist es nicht rechtens, aber es wird dann problematisch, wenn man kein Schriftstück hat, um der Polizei einen Beweis zu erbringen, dass die Möbelpacker einen übers Ohr gehauen haben.
Wie kann man sich davor schützen?
Nun besteht aber nicht jedes Umzugsunternehmen aus Scharlatanen. Es gibt zahlreiche Firmen, die ihre Arbeit gut und geewissenhaft erledigen. Für alle die, die sich mit Umzugsunternehmen nicht viel auseinander gesetzt haben und nicht auf diese oder eine ähnliche Betrugsmasche reinfallen wollen, gibt es ein paar sehr gute Anhaltspunkte, an denen man die Profis von den schwarzen Schafen unterscheiden kann.
Anhaltspunkt 1: Wann wurde die Firma ins Leben gerufen?
Wie lange existiert die Firma mit der man ein Geschäft abwickelt? 10 Jahre? 20 Jahre? Oder ist sie schon 50 Jahre im Dienst? Je länger ein Unternehmen bereits diese Dienstleistung abwickelt, desto unwahrscheinlicher ist es, dass es sich dabei um Betrüger handelt. Betrüger nutzen nämlich oft die Masche, dass sie ihr Unternehmen gründen, ein oder zwei Menschen über den Tisch ziehen, ihre Firma geschlossen wird und sie an einem anderen Ort eine neue Umzugsspedition gründen.
Zwar fängt jedes Unternehmen klein an. Aber wer einem neuen Unternehmen eine Chance geben will, sollte man überprüfen, ob es Mitglied des Speditionen-Verbandes ist. Hier gibt es zum einen den Bundesverband Deutscher Möbelspeditöre (kurz: AMÖ) oder den Verband Deutscher Möbelspedition (kurz: DMS). Dieses Qualitätssiegel wird nur besonders guten Spediteuren ausgehändigt. Scharlatane haben keine Chance in diesen Verbänden aufgenommen zu werden.
Anhaltspunkt 2: Wie viel kostet es?
Aufgrund des sich immer weiter verbreitenden Preis-Dumpings, das überall in Deutschland in sämtlichen Branchen zu finden ist, finden wir manche Preise natürlich sehr angenehm. Wer lässt sich nicht einen günstigen Döner für 2 Euro schmecken? Und wer hat schon etwas dagegen, wenn er einen Mietwagen mit 5 Euro am Tage bekommt? Fakt ist aber, dass dieser Preis-Dumping nicht überall funktioniert. Bei einem Umzugsunternehmen, bei dem ein Umzugshelfer einen Stundenlhn von 17 bis 28 Euro im Schnitt hat, das Umzugsunternehmen 2 Wagen braucht, die Mitarbeiter ausrechnen, dass alles in 5 Stunden fertig ist, 4 Personen mithelfen und womöglich noch ein Kran bestellt wird, um die Möbel vom 7ten Stock ins Erdgeschoss zu bekommen, sollte einem der gesunde Menschenverstand sagen, dass ein Preis von 400 Euro für diesen Umzug völlig utopisch ist.
Das bedeutet nicht, dass de teuerste Service der beste ist. Aber wenn man bedenkt, dass die Umzugshelfer Kartons mitbringen, vielleicht noch die Schränke leeren, 12 Kilometer weit fahren, der Sprit bezahlt werden muss und eventuell zusätzliche Geräte bestellt werden müssen, sollte man sich im Klaren sein, dass ein so verlockendes Angebot nicht stimmen kann.
Anhaltspunkt 3: Werbung
Bekannte und lang existierende Firmen sind oft in der Zeitung, im Internet, haben ihre Werbung auf öffentlichen Verkehrsmitteln, haben Plakate aufgekläbt oder haben ihr Geld in die Radiowerbung oder andere Hilfsmittel gesteckt. Auf ihrem Wagen steht groß und breit das Umzugsunternehmen drauf und sie haben eine Kontaktadresse, bei der man nicht nur die Firma per Telefon und E-Mail erreichen, sondern auch zu Besuch vorbei kommen kann.
Schwindler begnügen sich meist mit einer Handynummer und einer E-Mail-Adrese und werfen meist nur einen Werbeflyer in den Briefkasten oder schicken eine Werbe-E-Mail. Das ist billig und man kann es jederzeit ändern. Zudem kriegt man bei einem betrügerischen Unternehmen niemals den Geschäftsleiter zu Gesicht, geschweige denn ans Telefon.
Anhaltspunkt 4: Der Vetrag
Egal was für eine Dienstleistung man annimmt, man sollte im Vorfeld immer einen Vertrag machen, bei dem nicht nur alle Zusatzleistungen enthalten sind, sondern auch verschiedene Ausnahmefälle und Etwaigkeiten, die immer mal geschehen können. Mit diesem Schriftstück kann der Kunde sich auf die angegebenen Punkte berufen und hat im Fall der Fälle einen Beweis für die Polizei, sollte sie die oben erwähnte Masche versuchen.
Hierbei ist es aber auch wichtig sich den Vertrag durchzulesen, denn auch hier versuchen die einen oder anderen Scharlatane gerne mal die eine oder andere Klausel unterzubringen, um den Kunden über den Tisch zu ziehen. Notfalls, wenn man mit dem Juristendeutsch nicht viel anfangen kann, bringt man das Schriftstück zu seinem Anwalt und lässt es gegenlesen. Dieser wird dann unwirksame Klauseln, linkische Paragraphen und ähnliche Punkte herausfinden, um seinen Mandanten zu schützen.
Mit diesen Tipps kann nicht mehr viel schief gehen. Für den nächsten Umzug wünsche ich euch viel Erfolg und gutes Gelingen!